26. Januar 2010

Scratch My Back

Teil 1: Vorwort

CoverPeter Gabriels neuestes Werk Scratch My Back ist eine Zusammenstellung von zwölf Popsongs anderer Musiker aus den Jahren 1968 bis 2008, die er neu eingespielt hat. Alle wurden arrangiert für ausschließlich klassisches Orchester, ergänzt um Klavier. No Drums, no Guitars.

Bei vielen sorgte diese Ankündigung für Irritiation. Und nach dem Hören etlicher Vorabveröffentlichungen, gab es viele ablehnende Meinungen. Das ging von “träge” über “langweilig” bis “PG auf Valium” (einer schrieb irgendwo sogar, dass so sterbende Wale singen – naja).

Nun, Gabriels Idee ist in der Tat eigenwillig. Statt eigene Neukompositionen herauszubringen, interpretiert er auf eine (auch für ihn) völlig ungewohnte Art, Werke anderer Künstler. Er geht das zudem tiefgründig und besessen an. Die Ergebnisse sind herausfordernd.

Für mich war Gabriel immer schon ein Künstler, der nur eher zufällig seine Kunst im Bereich der Popmusik betreibt. Und nach den eher etwas gewerblichen Arbeiten der letzten Zeit, liegt mit Scratch My Back tatsächlich wieder mal etwas entschiedenes vor. Wenn PG macht, wonach ihm der Sinn steht, kommt meist etwas Gutes bei raus. So auch hier.

Aber: dieses neue Werk ist tatsächlich nichts, was man mal so zwischendurch hört. Eher schon an einem gemütlichen Abend auf der Couch mit einem Gläschen Rotwein oder etwas Bitterschokolade. Es hat jedoch endlich wieder die eigensinnige Konsequenz, die Peters zentrale Qualität darstellt.

Gabriel ging es nicht darum, Popsongs in leicht konsumierbare Klassik-Stückchen zu verwandeln, wo die E-Gitarren mit Geigen nachgespielt werden (wie es das in den 80ern von diversen Symphonic-Projects gab). Er versuchte für jedes Stück eine in sich geschlossene, dem Sinn des Songs nach konsequente Interpretation zu finden. Um seine Ideen zu erfassen, braucht man Muße. Doch dann erschließen sich einem gewohnt gabrielische Emotionslandschaften.

Klar, dass es sich dabei eher um nachdenkliches, zerknirschtes oder zerbrechliches handelt (wir befinden uns ja in der Welt von Peter Gabriel) – aber niemals verlässt er den Pfad der Zuversicht. Dabei sind die Mittel oft subtil.

In den kommenden Tagen/Wochen soll hier Stück für Stück diesen Gedanken auf die Spur gegangen werden.