1. März 2010

Scratch My Back

Teil 12: Philadelphia 

Original: Neil Young/OST Philadelphia/1994

CoverDen Song Philadelphia hat Neil Young 1994 für den Soundtrack des gleichnamigen Films geschrieben (zu dem Gabriel Lovetown beitrug). Die Originalversion präsentiert sich mit unwirklichem Gesang in Kopfstimme und schlichter Begleitung, hauptsächlich vom Klavier.

Gabriels Version wirkt anders. Zu Beginn schmeicheln dunkle Cello- und Basstöne, werden zur ersten Strophe von warmen Blechbläsern abgelöst. Das wirkt erhaben und feierlich – aber auch ein bisschen irdischer. Wäre da nicht im Intro der absonderliche Falsettgesang, den Gabriel über alles legt. Dadurch wird etwas sphärisches eingeführt, das mit dem Inhalt des Textes verbindet, und auch im Einklang mit dem Original steht.

Neben Heroes ist Philadelphia wahrscheinlich der andere Song von Scratch My Back, bei dem man sich nur schwerlich vom Original lösen kann. Doch auch hier versucht PG seinen eigenen Weg zu finden, singt in gefasster Haltung die Betrachtungen von Liebe, Freundschaften und Nähe, die alle in schmerzlicher Distanz formuliert werden.

Nein, hier wird nicht bloß über die Vergangenheit gesungen, hier ist eine Verabschiedung, ein Loslassen endgültig.

Im weiteren Verlauf wechseln sich Bläser und Streicher ab, spielen sich Gegenseitig verschiedene Facetten des gleichen Grundthemas zu. Von einer Trompete kommen zwischendurch Figuren, die feierlich und auch ein wenig förmlich wirken.

Dann, im Mittelteil, singt Gabriel eine textlose Vokalphrase mit dem Orchester, die merkwürdig geträllert wirkt. Eine mögliche Phantasie dazu wäre, einem Sterbender zu lauschen, der schlecht einstimmt, wie mit letzter Kraft, aber in voller Leidenschaft.

Zur letzten Strophe kehren wir zu der schon bekannten Begleitung zurück. Sie klingt zu den letzten Worten zart und milde aus, und erlöst, nach all der Vehemenz, zum absoluten Schluss mit der Grundharmonie.

Interessant ist noch, das sich PG um das aussprechen des Namens Philadelphia drückt – bei Stellen, an denen der Text ihn eigentlich vorsieht, sind jeweils die unartikulierten Vokalgesänge von Gabriel eingefügt.