17. Februar 2010 Scratch My Back Teil 8: My Body is a Cage Original: Arcade Fire/Neon Bible/2007 Dies ist die zweite der bereits erwähnten, von mir so getauften, “Miniopern” auf dem Album. Das Original von Arcade Fire aus dem Jahr 2007 (Album: Neon Bible), das schon eine gehörige Portion Dramatik aufweist, wird noch einmal gesteigert. Zu Beginn hören wir einfache Pioanoakkorde, stumpf einen gleichförmigen Rhythmus bildend, begleitet von sachten Bläserklängen. Eine Stimmung von auf-der-Stelle-treten macht sich breit. Absolute Abwesenheit von Vehemenz. Eine zurückhaltende Begleitung zu Peters beinahe erstarrtem Gesang. Sätze wie “Ich stehe auf der Bühne von Angst und Selbstzweifel” klingen verschlossen und depressiv. Ab und an rauschen, wehen, dröhnen unidentifizierbare andere Klänge durch diese bedrückte Landschaft. Das Arrangement nimmt unmerklich an Dichte zu, intensiviert sich bis zu dem Satz “Mein Herz schlägt so langsam”. Dann ein leiser, dumpfer Schlag einer großen Trommel (wie war das mit ‘no drums’?). Generalpause. Dann, zu dem fast schon gebetsmühlenartig wiederholten “Mein Körper ist ein Käfig”, setzt mit einem Mal treibend das Gesamtorchester ein. Es folgt weiterhin dem Grundrhythmus, doch mit geballtem Krafteinsatz entläd es sich jetzt in geradezu verzweifelter Energie. Die gespielten Figuren werden immer auschweifender, schlagen immer größere Kapriolen, stampfen, hasten, taumeln, bis alles in einem lauten Crescendo endet. Eine einsame Soloklarinettenstimme übernimmt für ein sorgenvolles Zwischenspiel. Dann singt Peter wieder, nein, schreit “Mein Körper ist ein Käfig” – und ein zweites Mal setzt das Gesamtorchester ein. Diesmal noch voller, noch lauter, noch haltloser. Peter legt mit seinem unvergleichlichen Vokalgesang ein Wehklagen darüber. Auch hier gipfelt alles wieder in einem maßlosen Crescendo. In die Stille danach hinein der Satz “Mein Denken hält den Schlüssel”. – Wieder ein einsamer Trommelschlag. Eine wirklich lange Generalpause. Schließlich ertönt aber doch noch ein weiteres Mal “Mein Körper ist ein Käfig”. Man macht sich bereit für die nächste Orchesterattacke – doch was folgt ist das verhaltene Klavierspiel vom Anfang. Wir sind zurückgekehrt zu der Hilflosigkeit mit dem alles Begann – nichts hat sich verändert. Oder doch? Mit einem Mal schieben sich sphärische Stimmen eines Knabenchores hinzu. Ein Tonartwechsel folgt – plötzlich bekommt alles einen erhabenen Färbung. Zu dem Satz “Setz meinen Geist frei” wird alles merkwürdig friedlich und erhaben. Peters Stimme wird brüchiger und zugleich freier. Was ist das, was sich hier zum Ende andeutet? |