19. Februar 2009 Soundtrack #3: Long Walk Home - Music from The Rabbit Proof Fence Kurz vor der Veröffentlichung von UP fand 2002 noch ein anderes Werk den Weg aus Peters Studio: der Soundtrack Long Walk Home zum Film Rabbit-Proof Fence. Der ist zur Abwechslung mal tatsächlich so etwas wie ein geregelter Score, das heisst es befinden sich auf der CD tatsächlich nur Stücke, die im fertigen Film auch wirklich vorkommen - sogar bishin zur Reihenfolge. Mit einer Länge von knapp unter einer Stunde ist die Laufzeit aber erstaunlich kurz. Schaut man einmal auf die Credits, wird langsam klarer, woran das alles liegen mag: Für Arrangements und Produktion – teilweise sogar für Komposition – zeichnen explizit auch Richard Evans und David Rhodes (sie werden sogar im Filmabspann ausdrücklich direkt nach Peter Gabriel genannt). Offensichtlich hatte Peter nur begrenzt Zeit in dieses Projekt stecken können. Kein Wunder, erschien UP doch nur wenige Monate später. Das erklärt wohl auch, weshalb man auf dem Album mit mehreren alten musikalischen Bekannten konfrontiert wird: Es wurde bei diesem Werk eine merkwürdige Art von Recycling betrieben und aus Peters Schatz an Material geschöpft. So trifft man neben Cloudless und Ngankarrparni (zwei Stücke, die ganz offensichtlich und auch ausgewiesenermaßen Variationen von “Sky Blue” sind) mit The Return (Part 1) eine vielfach verlangsamte Version von “Signal To Noise” und mit The Return (Part 2) eine 1:1-Übernahme von “The Nest That Sailed The Sky” aus OVO. Auch die Strukturen dieser CD sind etwas verwirrend. Die einzelnen Tracks haben oft einen abrupten Schluss, weisen zudem oft Pause, Bruch und Wiederbeginn auf oder fließen ineinander. Beim Hören verliert man leicht den Überblick im wievielten Stück man sich denn befindet. Dazu ähneln sich auch die musikalischen Mittel und so fällt es schwer, einen Schlau in die einzelnen Tracks zu bekommen. Vielleicht hätte ein wenig Gabrielische Bügelarbeit doch gut getan, statt alles so zu nehmen, wie es für den Film Verwendung fand. Die Musik als solche ist, dem Thema des Films entsprechend, der Musik der australischen Aborigines verpflichtet – ein Terrain, auf dem sich Peter bisher nicht so offenkundig bewegt hatte, war doch sein Zuhause meist die arabische und afrikanische Welt. Aber er und seine Mitstreiter schaffen den Kontakt und ein weiteres Mal zeigt sich, dass Peters Wirken in der Lage ist, eine Verbindung zwischen authentischen Ethnoklängen und westlicher Musik zu erreichen, ohne dabei peinlich zu werden. An und für sich ist das, was man hört, gut. Es handelt sich um eine krause Mischung aus der düsteren Seelenathmosphäre von Birdy, der Ethnik von Passion und der Sentimentalität von OVO. Das geht aber auf. Auch wenn dieses Album die Tiefenwirkung Peters bisherigen Soundtracks nicht ganz erreicht. Es wird mit vielen elegischen Themen gearbeitet, aber natürlich auch mit rhythmischen Passagen. Bemerkenswert ist, wieviele Streicherarrangements diesmal zum Einsatz kommen. Glücklicherweise wird es trotzdem niemals süßlich oder kitschig. Dafür sorgen auch die vielfachen fremdartigen Töne, die immer wieder auftauchen und sich in nahezu jedes Thema einschleichen. Man hört Soundbasteleien, die man mit “Gerumpel” und “gestörtem Geblubber” bezeichnen möchte. Es handelt sich dabei um Gabriel-typische warme, aber trotzdem nicht immer beruhigende, Experimentalklänge. Beispielsweise kommen Vogelstimmen zum Einsatz, die verlangsamt oder rückwärts eingespielt werden. Und natürlich ist Didgeridoo mit dabei – allerdings erkennt man auch das nur selten sofort. Als signifikante Titel seien Running Through The Rain, On The Map und Moodoos Secret erwähnt, die allesamt Themen aufweisen, die einem länger im Hirn verhaftet bleiben und mal wieder Phantasien freisetzten können - mal ganz abgesehen von dem hymnischen Cloudless, das als eine Art Titelthema fungiert und sich sowieso nachhaltig festsetzt. Fazit Gute instrumentale Gabrielmusik mit gewöhnungsbedürftiger Struktur. Für Anfänger bedingt geeignet. |